Klare Ansage gegen Werksschließungen und Kahlschlag-Pläne bei Volkswagen!

Mehr als 3000 Beschäftigte heizen VW-Vorstand in Hannover ein

25.09.2024 | Für gewöhnlich finden Konzerte in den Herrenhäuser Gärten statt, heute gab es allerdings ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert vor dem Schloss in Hannover: Mehr als 3000 Metallerinnen und Metaller zeigten dem Top-Management Volkswagens, was sie von dessen geplanten Streichorgien halten. Aus allen VW-Standorten kamen Beschäftigte, um ihren Unmut über eine Drohkulisse von Werksschließungen und Massenentlassungen zum Ausdruck zu bringen.

„Wir stehen erst am Anfang einer Auseinandersetzung mit dem Unternehmen, die sich gewaschen hat. VW wird den Widerstand ernten, der durch das Top-Management gesät worden ist!“, so Thorsten Gröger, IG Metall-Bezirksleiter und Verhandlungsführer des Volkswagen Haustarifvertrages. Dabei sind 3000 Beschäftigte in der Friedenspflicht bei einer verhandlungsbegleitenden Aktion erst der Anfang. Er fügt an: „Kahlschlag ist kein Zukunftskonzept. Niemandem liegt das Wohl Volkswagens mehr am Herzen als den vielen Beschäftigten, welche in den letzten Jahren höchstflexibel zwischen Kurzarbeit und Sonderschichten hin- und herbalanciert sind. Auf ihre Kosten nun die Rendite zu trimmen, ist fahrlässig, unverantwortlich und rücksichtslos. Marktführerschaft wird man nur mit unseren Kolleginnen und Kollegen wieder erlangen, nicht gegen sie.“

Der Verhandlungsführer der IG Metall untermauert: „Es braucht eine Modellpolitik, die wieder begeistert. Außerdem muss das Unternehmen intern den Bürokratieabbau vorantreiben, die Komplexität massiv reduzieren und vor allem konzernweite Synergien sinnvoll nutzen. All das zahlt auch auf die Rendite-Fantasien des Vorstandes ein. Volkswagen war jahrzehntelang Spitzenreiter nicht trotz, sondern wegen seiner Belegschaft und wegen der starken Mitbestimmung. Statt den Rotstift bei der Mannschaft und den Werken anzulegen, sollte stattdessen einmal die Frage gestellt werden: Welchen Beitrag leisten die Aktionäre zur Zukunftsfestigkeit Volkswagens?“

„Wir registrieren aktuell wieder die Fantasie einiger Kreise, Volkswagen doch endlich zu einem ‚normalen‘ Unternehmen zu machen. Diese Angriffe kommen aus Teilen des Vorstands, der Tabubrüche wagt, die historisch sind. Aber ebenso historisch wird unsere Reaktion als Arbeitnehmerseite sein. Denn VW ist kein normales Unternehmen und bei VW wird daher auch niemals der Turbo-Kapitalismus Einzug halten. Sondern bei Volkswagen haben die abhängig Beschäftigten, ihre Familien und Standortregionen immer ein starkes Gewicht. Und auch wir auf Arbeitnehmerseite haben eine Dividende: gute Arbeit, sichere Beschäftigung und das Generationenversprechen bei Volkswagen.“, erklärt Daniela Cavallo, Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Volkswagen AG.

„Volkswagen greift mit den Kündigungen der Tarifverträge auch den VW-Nachwuchs an. Die Auszubildenden und Dual Studierenden von heute sind die Fachkräfte von morgen. Ohne eine qualitative Ausbildung gibt es keine Zukunft in einem Unternehmen. Junge Menschen brauchen eine verlässliche Zukunft bei Volkswagen und Volkswagen braucht die jungen Menschen!“, so Gianna Leo, Vorsitzende der Gesamt-Jugend- und Auszubildendenvertretung. Auch Florian Hirsch, Vertrauenskörperleitung der IG Metall am Standort in Wolfsburg, übte scharfe Kritik am Management: „Wer fahrlässig mit Arbeitsplätzen spielt und leichtfertig um Standorte pokert, der wird den massiven Protest der IG Metall und seiner Vertrauensleute ernten. Die besten Autos wird man auch in Zukunft nur mit der besten Mannschaft bauen. Doch was das Management jetzt mit seiner Kündigung der Beschäftigungssicherung macht, ist nichts anderes als eine hinterhältige Blutgrätsche!“

Unter anderem zeigten sich Delegationen der Betriebe ZF Wabco, MAN und Salzgitter Flachstahl (und viele weitere) solidarisch mit den VW-Beschäftigten. Bei der Kundgebung in Hannover handelte es sich um eine Versammlung nach Artikel 8 des Grundgesetzes - Teilnehmende kamen von der Arbeit, haben später noch Schicht, stempelten sich aus oder nahmen für die Anwesenheit extra einen Urlaubstag. Warnstreiks sind bei Volkswagen erst ab dem 1. Dezember 2024 möglich, zuvor gilt die Friedenspflicht. Der Haustarifvertrag gilt für die sechs Standorte der Volkswagen AG (Braunschweig, Emden, Hannover, Kassel, Salzgitter, Wolfsburg) sowie bei den Töchtern Financial Services, Immobilien und der dx.one GmbH. Von diesem profitieren mehr als 120.000 Beschäftigte.

(Pressemitteilung des IG Metall Bezirks Niedersachsen und Sachsen-Anhalt)